Meine aktuelle Leidenschaft ist die italienische Küche.
Ich habe es schon erwähnt, ich sage es wieder, ich kann einfach nichts dafür. Ich verliebe mich immer und immer wieder in Orte. In Städte, In Gebäude, Straßen und Szenerien. Zuletzt war ich in Venedig, und in Folge dessen bin ich im Moment hingerissen von der venezianischen Küche. Frische Meeresfrüchte, Polenta, Artischocken, Orangen und Zitronen, grüne Oliven, Pecorino und der herrliche Radicchio Trevisano.
Die italienische Küche hat immer wieder einen temporären Gastauftritt bei mir.
Meist passiert das im Sommer, wenn die Tomaten reif sind und der Weißwein in der Sonne noch viel besser schmeckt. Aber ich sag euch was: der Weißwein schmeckt auch im Winter, an einem Tisch auf dem ein dampfender Topf Polenta mit gebratenem Wintergemüse steht. Der Duft von gebratenem Radicchio, Artischocken und Salbei ist so wärmend und gemütlich – wer hätte gedacht, dass die italienische Küche auch im Winter mein Herz erwärmen kann?
Der wunderschöne Radicchio Trevisano und eine sensationell cremige Polenta sind nicht ganz unschuldig an meiner Liebe zur italienischen Küche. Und es konnte einfach kein Zufall sein, dass ich nur wenige Tage nach meiner Rückreise aus Venedig eben diesen Radicchio auf dem Markt beim Gemüsehändler entdeckt habe. Öffentliche Jubelschreie aufgrund eines Salatkopfes – ganz normal in meinem Leben.
Ich habe sofort ein paar davon mitgenommen und konnte es nicht erwarten, eines meiner Lieblingsgerichte von meiner Venedigreise nachzukochen.
Vorher musste ich aber noch drei Millionen Bilder vom Radicchio machen.
Man sagt ja das Auge isst mit. Manchmal glaube ich, ich esse mit den Augen. Ich brauche diesen Radicchio nur anzusehen und kann mir schon vorstellen wie er schmeckt. Knackig. Diese unverwechselbare Mischung aus süßlich und bitter. Saftig.
In diesem Fall wollte ich ihn mit etwas Salbei rösten, noch ein paar Walnüsse dazugeben um dem Gericht noch mehr Substanz zu verleihen.
Normalerweise denken wir bei der italienischen Küche direkt an Pizza und Pasta.
Ich bin da etwas anders. Ich denke als erstes an Polenta. Das mag an meine Glutenunverträglichkeit liegen oder einfach an meiner Liebe zu Polenta. Man kann damit Kochen, man kann damit Backen, man kann sie Braten, Grillen, zu Pommes verarbeiten, oder als Frühstück genießen.
Oder man kocht sie zu einem cremigen Brei und packt leckere Dinge darauf. Als ich unseren Koch in Venedig gefragt habe, was sein Geheimnis für die super cremige Polenta sei, lautete die Antwort: Butter.
Nicht Parmesan, nicht Sahne, nein, Butter.
Außerdem muss man Polenta wirklich in ausreichend Wasser bzw. Milch kochen, sonst wird sie zu fest und ihr habt Kleister, statt cremiger Polenta (falls die Polenta zu fest wird, ist sie aber immer noch zu retten. Einfach 2 cm dick ausstreichen, in Stücke schneiden und anbraten. Schmeckt ebenfalls fantastisch).
Polenta ist hauptsächlich in der Küche Norditaliens zu finden. In Venetien, im Piemont, Trentino, aber auch in Südtirol, wo mich ja besonders die Buchweizenpolenta begeistert hat.
Leider bekommt man Rezepte dieser Art in den wenigsten italienischen Restaurants in Deutschland. Mir fällt gerade zumindest keines ein. Die Speisekarten sehen meist wie geklont aus, von Hamburg über Düsseldorf bis nach München.
Deswegen gebe ich euch das Rezept mit, damit ihr euch selbst überzeugen könnt.
Oder kennt ihr ein italienisches Restaurant, dass abseits von Vitello Tonnato, Pasta und Lammkarree authentische norditalienische Küche serviert?
- 80 g Polenta
- 300 ml Milch (Reismilch oder Mandelmilch geht auch)
- 300 ml Wasser
- 2 EL Butter
- 2 Stück Radiccio Trevisano
- 5 Salbeiblätter
- 20 g Walnüsse
- 2 EL Olivenöl
- 1 Rote Zwiebel
- 2 EL weißen Balsamico-Essig
- Salz und Pfeffer
- 1. Die Milch mit dem Wasser in einem großen Topf aufkochen lassen. Den Topf von der Platte nehmen und die Polenta unter Rühren einrieseln lassen. Den Topf zurück auf die Herdplatte stellen, einmal aufkochen lassen (Achtung, Polenta spritzt gerne mal) und dann bei niedriger Hitze 30 Minuten quellen lassen.
- 2. Währenddessen den Radicchio waschen und in Stücke schneiden. Die Salbeiblätter fein hacken. Die Zwiebel schälen und in Ringe schneiden. Die Walnüsse grob hacken. Das Olivenöl in einer großen Pfanne erhitzen. Zuerst die Zwiebeln darin anbraten, dann den Radicchio, die Walnüsse und den Salbei dazugeben. Alles gut durchschwenken, ca. 2 Minuten anbraten und mit dem Balsamico Essig ablöschen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
- 3. Die Butter unter die Polenta rühren und mit Salz abschmecken. Auf zwei Teller aufteilen, den gebratenen Radicchio darüber geben und servieren. Wer mag, reibt noch etwas Parmesan darüber.
